Geld ist (nicht) alles

Discounter Fitness vs. Personal Training

Am Anfang eines jeden Trainingsplans steht ein Ziel. Dieses Ziel ist bei meinen meisten Klienten entweder gesundheitlicher oder ästhetischer Natur. Wenn der Rücken schmerzt, die Puste beim Treppen steigen ausgeht, die Knie so von alleine kaputt gehen, erkennen die Meisten, dass sie sich zu wenig bewegen. Genau so ist es, wenn alle Hosen kneifen oder abwertende Bemerkungen aus der Umgebung zu einer sich verbreitenden Figur kommen. 

Zeit und Geld sind die ausschlaggebenden Faktoren bei der Auswahl des "geeigneten" Fitness-Dienstleisters. Wägen Sie richtig ab.

 

Nehmen wir das Beispiel einer Frau, die einfach wie viele andere das Ziel hat, schnell abzunehmen.

Geld ist (nicht) alles

Der Vertrag

Schaue ich auf meinen Kontostand, scheint der Weg zum Discounter Studio um die Ecke einfach die beste Wahl zu sein. 19 € monatlich , da ist die Wunschfigur doch ganz günstig. Ach und schau da, es gibt die modernsten Maschinen, gegen einen kleinen Aufpreis eine Sauna und Wasser mit Geschmack "all you can drink". Überraschung beim Beratungsgespräch: Wenn ich auch noch mich für 2 Jahre verpflichte, kann ich sage und schreibe 5 € im Monat sparen. Her damit mit dem Vertrag. Ich will schließlich etwas für mich, meine Gesundheit und meine Figur tun. Das bin ich mir wert.

 

Der Trainingsplan

Ein netter, gut aussehender Trainer kommt und führt mit mir ein kurzes Gespräch: Was will ich erreichen, bis wann, liegen Krankheiten vor, nehme ich Medikamente? Abspecken, Traumfigur, nein, nein nein, keine Krankheit und keine Medikamente.

Sehr gut, nun geht es endlich an das Eingemachte. Der Speck muss weg. Ab zur Traumfigur, ab zu den Wundermaschinen.

Wir gehen durch das Studio und ich bekomme eine kurze Einweisung in die Geräte. Große Geräte sind es, mit vielen Gewichten. Nebenan trainieren starke junge Männer. Breites Kreuz, braungebräunt und vorlaut. Ich fühle mich etwas von der Seite beobachtet aber sie sollen doch abwarten: In einem Monat sehe ich top aus!

Mein Trainingsplan steht:  2 mal Bauch, 2 mal Beine, 1 mal Brust, 1 mal Rücken. Alles dabei. Los geht's.

 

Die Umsetzung

Tag 1

Auf meinem Plan steht 20 Wiederholungen à 3 Sätze. Von nichts kommt nichts. Ich packe ein bisschen mehr Gewicht drauf und mache 4 Sätze von jeder Übung. Nur noch 2 Monate bis zum Sommer. Mehr schlecht als recht habe ich es endlich fertig. Abwärmen? Nein, davon hat der Trainer nichts gesagt. Schnell nach Hause, ich habe Hunger. Die Duschen... nein. Lieber zu Hause. Ich kaufe mir 2 Protein-Schoko-Riegel, die müssen doch gesund sein und noch einen Shake dazu. Bilanz des Tages: Ich bin erschöpft aber glücklich. Bei der geleisteten Arbeit kann ich mir heute Abend mal was Schönes zu Essen gönnen.

 

Tag 2:

Los, ab zum Fitnessstudio. Von nichts kommt nichts. Trainingsplan schnell abarbeiten, 2 Kilo müssen bis zum Ende der Woche weg. Heute habe ich aber wenig Zeit. Also nur 5 Minuten aufwärmen, an die Geräte, 4 Sätze, viel Gewicht. Schau mal, ich bin stärker geworden, wenn ich schon mehr Gewicht packen kann. Die Traumfigur ist in greifbarer Nähe!

Duschen? Zu Hause. Schokoriegel, Shake.

Wiegen: Hat sich nichts getan... nach allem, was ich geleistet habe? Ich habe wohl nicht genug gemacht. Morgen nutze ich die Zeit effektiver.

 

Tag 3:

Ich bin echt kaputt vom Training der letzten beiden Tagen. Aber was soll's von nichts kommt nichts. Ab zum Studio. Jetzt habe ich aber nur eine Stunde Zeit. Ich lasse die Erwärmung mal weg. Beinpresse: Ich schaue zu, wie die ach so starken Jungs so ganz anders als ich trainieren. Die packen ganz viel Gewicht und machen nur 2-3 Wiederholungen. So gelangt man also zu den heißersehnten Muckis? Da hat mich der Trainer falsch verstanden. Abgeschaut und nachgemacht: Ich packe so viel wie möglich auf das Gerät. Satz 1... Puhhh. Schlaucht ganz schön. Satz 2... Komm, nur noch 2 Sätze. Satz 3...  Aua.

Mein Knie. Das Geräuch ähnelte beim Knacken einer Gefügelschere im Einsatz gegen einen Hühnchenschenkel. Das Reiben jetzt ähnelt eher einem Scharnier ohne Öl...

Komm, für heute Pause. Ich glaube, dass es zu heftig war.

 

Tag 4: Ich kann heute nicht. Ich bin verletzt.

Tag 5: Heute ist Samstag.

Tag 6: Heute ist Sonntag.

Tag 7: Montags fällt es mir immer schwer, mich zu motivieren....

usw...

 

Fazit

Gut, der o.g. Verlauf ist etwas karikiert. Ich gebe es zu. Haben Sie sich dabei in etwa erkannt? Wo liegt der Fehler?

Wo liegen die Fehler, um genau zu sein. Gut, ich helfe Ihnen auf die Sprünge.

  • Unsere Klientin ist durch unrealistische Ziele übermotiviert.
  • Bei der Anamnese wird viel zu oft über Krankheiten und Vorverletzungen hinweg gegangen.
  • Kein Trainer sollte Anfänger aus den Augen lassen.
  • Was ist mit dem Essen? Proteinriegel sind voller Proteine, diese werden doch vom Körper einfach durchgespült, wenn im Überschuss, oder? Und der Shake, dito. Lassen Sie sich nicht von der Werbung täuschen.

Verstehen Sie mich nicht falsch

Natürlich gibt es Studios mit guten Trainern. Studios, die auf eine individuelle Betreuung Wert legen.

Wenn Sie den Weg zu einem Studio suchen, dann bitte solche. Schon ein Anamnesegespräch sollte eine Stunde dauern, wenn alle Hintergründe hinterfragt werden. Wenn das bei Ihrem Studio der Fall ist, haben Sie schon gute Karten.

Ernährungsberatung erhalten Sie auch in guten Studios. Ich spreche hier nicht von Stoffwechselkuren und anderen Crash-Diäten, die dazu führen, dass Sie hinterher wieder zu nehmen, sondern wirklich von Trainern, die Ahnung von einem gesunden und nachhaltigen Ernährungskonzept haben.

 

Zum Personal Training

Ich werde jetzt keine Ode an die Vorteile des Personal Trainings schreiben, ich denke, dass Sie schon dahinter gekommen sind, wenn Sie bis hier gelesen haben. Und ja: Personal Training ist viel teurer. Dafür haben Sie eine Betreuung nur für Sie, keine Großgeräte, keine protzige Jungs mit schiefen Blicken und vor allem jemanden, der zuhört, der Sie durch das Training aufpuscht, wenn Sie es brauchen und der Sie runterbringt, wenn Sie es auch brauchen. Ein PT ist ein Trainer, ein Berater, ein Koch, ein Zuhörer, ein Begleiter auf dem Weg zu einem realistischen und realiserbaren Ziel.

 

Entscheiden Sie. Sind Sie es sich wert?

 



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